Der Pflegenotstand in Deutschland ist akuter denn je. Mit dem Ausbruch der Corona-Pandemie wird der Pflegenotstand besonders deutlich. Das deutsche Pflegesystem befindet sich am Limit und stößt bereits an seine Grenzen. Oder wurden diese Grenzen schon längst überschritten?
Mediziner warnten die Bevölkerung bereits vor. Doch nun ist die Lage tatsächlich besorgniserregend. Beschäftigte in Krankenhäusern und Pflegeeinrichtungen haben bereits mehrere 60-Stunden-Wochen und etliche Zehn-Tages-Schichten hinter sich. Bundesweit fehlen mehr als 50.000 Pflegekräfte. Wie möchte die Bundesregierung nun vorgehen und wie werden vor allem Pflegekräfte während der Corona-Pandemie entlastet?
Mit diesen Fragen haben wir uns beschäftigt und möchten dich über die akute Arbeitssituation insbesondere in der Pflege, den anhaltenden Pflegenotstand und die dafür bereits vorliegenden Lösungen aufklären.
Personalmangel stellt die größte Belastung für Pflegekräfte dar
Die Corona-Pandemie hat den Pflegenotstand mehr als verschärft, sie ist sogar ein Problembeschleuniger. Dementsprechend ist die Stimmung unter den Pflegekräften so schlecht wie nie zuvor. Sie leiden unter dem ständigen Druck nicht zu wissen, wie es in der Zukunft aussieht, denn bisher weiß niemand, wie lange die Pandemie anhält. Dazu kommen lange Arbeitszeiten und ein hohes Infektionsrisiko.
Trotz einiger Hoffnungsschimmer wie die kommende Corona-Impfung, ein erhöhter Mindestlohn, Versuche den Job als Pflegekraft attraktiver zu gestalten und Rekrutierungen aus dem Ausland stehen Pflegekräfte am Ende ihrer emotionalen und physischen Kräfte.
Denn niemand kann zum einen sagen, wann der Biotechnologie-Konzern Biontech und sein amerikanischer Partner vorrausichtlich die offizielle Genehmigung für den Impfstoff bekommt. Um mehr über die Corona-Impfung in der Pflege- und Gesundheitsbranche zu erfahren, klicke hier. Zum anderen scheitern insbesondere in diesem Jahr die Versuche den Pflegeberuf attraktiver zu gestalten und zuletzt gab es Corona-bedingte Rückschläge bei der Anwerbung ausländischer Pflegekräfte.
Laut einer kürzlich veröffentlichten Studie der Diakonie und Zukunftswerkstatt Midi stellt der Personalmangel bei der Pandemie-Bewältigung eine der größten Belastungen für Pflegekräfte dar. Zudem haben sie Sorge, sich während der Arbeit anzustecken. Folgend gaben die befragten Pflegekräfte an, dass der durch Corona bedingte Personalausfall nur durch Mehrarbeit und eine Umverteilung von Personal innerhalb ihrer Einrichtung kompensiert werden kann.
Engpässe auf den Intensivstationen
Der langwierige Verlauf der Corona-Pandemie und die ansteigenden Infektionszahlen bereitet insbesondere dem Fachpersonal auf den Intensivstationen große Sorge. Doch wie angespannt ist die Lage in den deutschen Krankenhäusern wirklich?
Eins ist klar, in einigen Regionen Deutschlands kommt es bereits zu Personalengpässen auf den Intensivstationen. Es existieren genug Intensivbetten, aber nicht genug Fachkräfte für die Intensivpflege. Denn Covid-19-Intensivpatienten bringen einen immensen Arbeitsaufwand mit sich. Beispielsweise müssen Patienten mit einem Lungenversagen bestenfalls auf dem Bauch liegen. Um einen Menschen zu drehen, werden zwischen zwei und vier Pflegekräfte benötigt.
Neben der körperlichen Überlastung der Pflegekräfte nimmt die psychosoziale Betreuung ebenfalls viel Zeit in Anspruch. Vor allem Intensivpatienten haben Angst. Die Therapien mit den Beatmungsgeräten sind anstrengend und belastend. Hierzu kommt die fehlende persönliche Unterstützung der Angehörigen. Eine enorme Belastung für Pflegefachkräfte und zu Pflegende.
Wie können Pflegefachkräfte zukünftig entlastet werden?
Die wichtigste Frage stellt sich nun: Wie geht es jetzt weiter? Wie kann das Pflegepersonal entlastet und unterstützt werden? Gibt es seitens der Bundesregierung schon Vorschläge oder Lösungen?
Geplante OP’s werden verschoben
Ein Vorschlag, der bereits teilweise in einigen Krankenhäusern befolgt wurde, ist Intensivstationen durch Präventionsmaßnahmen und der Zurückstellung von planbaren OP’s zu entlasten. Es muss also abgewogen werden, welche Operationen zugunsten der Corona-Intensivpatienten abgesagt werden können und welche nicht.
Rekrutierung von Assistenz- und ehemaliger Fachkräfte
Gesundheitsminister Jens Spahn konzentriert sich zudem nun noch genauer auf die Personalbemessung in der Pflege und verspricht, dass das Jahr 2021 mit 20.000 zusätzlichen Pflege-Assistenzkräften gestartet wird.
Eine weitere Lösung wäre zusätzliches Pflegefachpersonal erneut zu rekrutieren. Hier könnte auf ausgebildete Pflegefachkräfte zurückgegriffen werden, welche sich derzeit beispielsweise im Studium befinden, in anderen Bereichen arbeiten oder bereits pensioniert sind.
Doch weiterhin gilt natürlich vor allem, das Infektionsgeschehen so gering zu halten, dass so wenige Intensivpatienten wie möglich entstehen. Und dies ist weiterhin nur mit der Einhaltung der angegebenen Hygienemaßnahmen und dem nun anstehenden Lockdown möglich.
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