Arbeitsbedingungen in der Pflege – Was schlagen Pflegekräfte vor?

Die Corona-Pandemie hat den Blick auf Pflegeberufe verändert. Ein Job in der Pflege, insbesondere als Krankenschwester und -pfleger, gilt nun als systemrelevant. Vielerorts wurden Pflegefachkräfte als Helden des Alltags bejubelt, genießen viel Anerkennung und erhielten für ihre Arbeit auch einen monetären Bonus – aber langfristig brauchen sie mehr als das.

Der Alltag professioneller Pflegekräfte ist – mit oder ohne Pandemie – sehr anspruchsvoll: Medikamentengabe, medizinische Behandlungspflege, Pflegedokumentation und der zwischenmenschliche Kontakt verlangen den Fachkräften viel ab. Deshalb ist es zwingend notwendig, die Arbeitsbedingungen in der Pflege zu verbessern, um den Pflegesektor auch künftig zu sichern.

Der Fachkräftemangel in Krankenhäuser und Klinken verschärft sich

Arbeiten in der Pflege bedeutet häufig arbeiten am Limit. Und das hat Konsequenzen: Bundesweit sind 17.000 Pflegestellen verwaist. Laut der Gewerkschaft ver.di fehlen rund 70.000 Fachkräfte in der Krankenpflege, um das Gesundheitssystem langfristig aufrechtzuerhalten. Eine Befragung des Deutschen Krankenhausinstituts (DKI) von Dezember 2019 verdeutlicht nochmals, wie groß der Handlungsdruck ist, um mehr Menschen für einen Beruf in der Gesundheits- und Pflegebranche zu begeistern: Vier von fünf Krankenhäuser haben demnach Probleme, offene Pflegestellen zu besetzten. Ein Resultat der immer größer werdenden Belastung und den teilweise schlechten Arbeitsbedingungen, die das Berufsbild, insbesondere für potentielle Auszubildende, zunehmend unattraktiv machen.

Und die Situation wird sich weiterhin verschärfen: Bereits Bis zum Jahr 2030 sollen sogar rund 300.000 Fachkräfte in der Pflege fehlen. Die Anzahl pflegebedürftiger Menschen steigt unterdessen konstant und somit auch der Bedarf an ausgebildetem Personal. In Deutschland sind nach Angaben der Bundesregierung 3,3 Millionen Menschen pflegebedürftig. Diese Zahl soll bis 2050 auf 5,32 Millionen steigen.

Perspektiven für Pflegeberufe: Maßnahmen zur Förderung von Pflegefachkräften

Um den Beruf der Pflegekräfte attraktiver zu machen, stellte das Bundesgesundheits-, das Bundesfamilien- und das Bundesarbeitsministerium bereits im Juli 2018 die „Konzertierte Aktion Pflege“ vor. Mehr Ausbildung, mehr Personal und mehr Geld – In dem umfangreichen Pakt sollen Maßnahmen in den Bereichen Personal, Entlohnung der Pflegekräfte sowie Ausbildung und Digitalisierung umgesetzt werden. Demnach setzt sich die Politik für eine bundesweite Bezahlung nach Tarif, einen bedarfsorientierten Personalschlüssel, die Anwerbung ausländischer Pflegekräfte und eine Erhöhung der Auszubildenden und Ausbildungseinrichtungen ein.

Eine weitere Pflege-Offensive des Bundesgesundheitsministeriums und des Pflegenetzwerk Deutschlands ist die Aktion „Mehr Pflege-Kraft“ für einen stärkerer Austausch mit der Pflegebranche. Deshalb wurden Pflegerinnen und Pfleger bundesweit eine Frage gestellt: „Was schlägst du vor, um die Arbeitsbedingungen in der Pflege zu verbessern?“ Das Resultat waren über 6.000 Beiträge von Pflegefachkräften aus unterschiedlichen Bereichen, die in insgesamt 13 Themenfeldern unterteilt wurden:
 

  • Berufsimage: Attraktivität der Pflegeberufe steigern
  • Selbstverwaltung: Mehr Mitspracherecht
  • Arbeitszeiten: Verantwortungsvoller Umgang und klare Regelungen
  • Personal: Erhöhung des Personalschlüssels
  • Arbeitsorganisation: Klare Aufgabenteilung und Festlegung von Verantwortlichkeiten
  • Selbstpflege: Stärkung des betrieblichen Gesundheitsmanagements
  • Mehr Pflegezeit: Entlastung durch stärkere Aufgabenteilung
  • Bildung: Förderung der Bildungsangebote
  • Vergütung: Bessere Bezahlung
  • Finanzierbarkeit der Gesundheit
  • Gesetze: Gesetzliche Verbindlichkeit schaffen
  • Ausländische Fachkräfte: Wertvoller Zugewinn an Pflege-Kraft
  • Kontrolle: Klare Regelungen für gute Arbeitsbedingungen

Diese Ansätze sollen gemeinsam vertieft, diskutiert und praxisnah weiterentwickelt werden, um eine größere Perspektive für Pflegeberufe zu schaffen.

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